Vektorimpfstoffe, die auf dem Adenovirus-5 basieren, könnten möglicherweise das Risiko für eine HIV-Infektion erhöhen. Die Diskussion darum ist Jahre alt. Jetzt wird sie im Zuge der Covid-19-Impfungen neu geführt.
Die Vermutung, dass im Zusammenhang mit auf dem Adenovirus-5 (Ad5) basierenden Vektorimpfstoffen ein erhöhtes HIV-Infektionsrisiko bestehen könnte, datiert zurück auf das Jahr 2007. Damals testeten Forscher um Susan P. Buchbinder in zwei Phase-IIb-Studien namens STEP und PHAMBILI einen trivalenten Impfstoffkandidaten auf Basis eines MRKAd5 (Merck Adenovirus 5). Hierbei handelt es sich um ein abgeschwächtes Adenovirus Typ 5, in dessen Genom die drei HIV-Gene »gag«, »pol« und »nef« integriert waren. Ziel der Impfstrategie war die Induktion von CD8-T-Zellen (zytotoxischen T-Zellen, CTL), die gegen HIV-infizierte Körperzellen gerichtet sind. Die Studien wurden abgebrochen, da sie den primären Endpunkt verfehlten, nämlich durch die Impfung Neuinfektionen zu verhindern und/oder eine Reduktion der Viruslast in solchen Probanden herbeizuführen, die sich während der Laufzeit der Studie neu mit HIV infiziert hatten. Von 741 Probanden, die mit dem Impfstoffkandidaten behandelt worden waren, hatten sich in der Studienperiode 24 Personen mit HIV infiziert. In der Placebogruppe hatten sich 21 von 762 Probanden infiziert.
Doch damit nicht genug. Es wurde zudem eine besorgniserregende Beobachtung gemacht: In den beiden internationalen Studien zeigten sich Signale, dass das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, bei geimpften Männern sogar erhöht war. Dies ergab sich aus einer Post-hoc-Analyse der Daten, bei der ein Trend einer Korrelation der Antikörpertiter gegen Ad5 und einem HIV-Infektionsrisiko nach der Impfung auffiel. Unter den männlichen Probanden der Verumgruppe, die einen Ad5-Antikörpertiter >200 Einheiten zeigten, waren während der Beobachtungszeit 22 HIV-Neuinfektionen aufgetreten, in der Kontrollgruppe nur neun. Das erhöhte Risiko für eine HIV-Infektion war auf Männer beschränkt; ein ähnlicher Risikoanstieg bei Frauen wurde nicht beobachtet.
Im Oktober 2020, als wegen der Covid-19-Pandemie die Impfstoffentwicklung gegen SARS-CoV-2 in vollem Gange war, wies die Gruppe um Buchbinderin einem Beitrag in »The Lancet« auf diesen Sachverhalt erneut hin. Das Problem müsse im Rahmen der Zulassung und Bewertung von Vektorimpfstoffen berücksichtigt werden, mahnten die Autoren.
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/adenovirus-5-basierte-impfstoffe-und-das-hiv-risiko-124173/
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