Kollegin aus dem Saarland berichtet was wir seit langem sagen
Saarland
Damit wir mal einen realen Eindruck in der Pandemie-Zeit bekommen warum die Intensivbetten in Deutschlands Krankenhäuser so knapp werden und was wirklich dahinter steckt, habe ich Kontakt zu Tine, einer Intensivschwester in einem Krankenhaus im Saarland aufgenommen. Sie schildert uns aus
ihrer Sicht, wie die Lage vor Ort ist, denn es darf nicht vergessen werden, dass gerade jetzt in der schwierigen Zeit im letzten Jahr 20 Krankenhäuser geschlossen wurden und aus diesem Grund die Intensivkapazität komplett überfordert ist. Tine arbeitet seit 30 Jahren auf einer Intensivstation und weiß, dass es den Intensivbetten-Mangel schon seit Jahren gibt. Zur Zeit ist sie auf einer Covid-Intensiv eingesetzt.
,,Ich habe es persönlich schon vor Corona sehr oft erlebt, dass alle Intensivstationen in der Umgebung abgemeldet waren weil sie keine freien Betten mehr hatten.
Dies ist in Deutschland schon lange Realität und Alltag, dafür braucht es kein Corona“, ärgert sie sich.
,,Der Umstand, dass Intensivbetten knapp werden könnten, wird jetzt als Alibi genutzt um den Menschen diese schlimmen Maßnahmen und Anordnungen, die massiv in die Grundrechte eingreifen, unterzujubeln. Und nach über einem Jahr Pandemie ist außer ,,Klatschen“ auf den Balkonen nichts passiert“. Ich frage nach, warum es denn überhaupt diesen Mangel an Intensivbetten gibt?
,,Viele Betten wurden und werden gesperrt, weil kein Intensiv-Personal da ist.
Man hat über Jahre auf Kosten der Krankenpflege das Gesundheitssystem saniert. Tausende Stellen wurden gestrichen, so dass die Belastungsgrenze des noch verbleibenden Fachpersonals schon lange überschritten wurde“, antwortet sie.
Das würde also bedeuten, wo zu wenig Personal eingesetzt wird, können die Pflegefachkräfte nicht alle Aufgaben in der vorhandenen Zeit und erforderlichen Qualität erledigen und könnte weiterhin bedeuten, dass die implizite Rationierung, ernste Folgen für Patienten haben könnte.
,,Ja in vielen Häusern, auf vielen Stationen, wird seit langem eine gefährliche Pflege betrieben, weil zu viele Patienten von zu wenig Fachkräften versorgt werden, auch dies ist aber seit Jahren bekannt“, so Tine.
Durch die neuen Personaluntergrenze, fällt jetzt erst einmal auf wie unterbesetzt die Stationen die ganzen Jahre waren und immer noch sind. Die Häuser sind jetzt gezwungen Betten zu schließen, wenn Sie keine Strafe zahlen wollen. Die durch die
Personal-Untergrenze entstandenen freien Stellen können nicht besetzt werden, da keine Bewerber da sind.
Doch die Patienten müssen dennoch versorgt werden. ,,Ich persönlich kenne viele Kollegen, die lieber im Ausland arbeiten weil sie dort um ein mehrfach, bessere Bedingungen haben, wie in Deutschland.
Dann wäre es ja pure Heuchelei der Politik, jetzt so zu tun als ob sie sich Sorgen machen, dass keine Betten und Personal zur Verfügung steht, und dies alleine mit Corona zusammen hinge?
,,Mir als Fachschwester ist es im übrigen egal was für ein Krankheitsbild ein Patient hat, der das Intensivbett auf meiner Intensivstation belegt. Schwerst- und lebensbedrohlich erkrankte Menschen, die künstlich beatmet werden, waren und sind mein täglich Brot! Auch der Tod ist ein ständiger Begleiter auf einer Intensivstation. Und ja, das Arbeiten in Schutzkleidung ist eine noch zusätzliche Belastung und nichts außergewöhnliches, dass es nur durch Corona gibt“.
Und wie sieht es aus, mit anderen Grippenarten und Toten in der Vergangenheit?
,,Ich erinnere an MRSA oder die Influenza die sehr vielen Menschen das Leben gekostet hat. Für diese Angst und Panikmache auch von manchen meiner Berufs-Kollegen hab ich kein Verständnis“.
Zumal es auch nicht so ganz einfach ist einen Vergleich zwischen Corona- und Grippetoten zu klären. Das liegt zum einen schon daran, dass nicht genau bekannt ist, inwiefern die Corona-Toten an oder mit Corona gestorben sind. Das RKI zählt alle Menschen als Corona-Tote, die zum Zeitpunkt ihres Todes Corona positiv waren und die in Bezug auf die Infektion gestorben sind. Nicht alle von ihnen sind aber an einer Infektion mit dem Virus gestorben. Statistisch als Corona-Tote erfasst werden auch Patienten, bei denen die Gesundheitsämter von einer anderen Todesursache ausgehen mit mehreren schweren Erkrankungen gleichzeitig.
Aus Angaben einiger Bundesländer geht hervor, dass bei etwa 10 bis 20 Prozent der offiziellen Corona-Toten nicht das Virus, sondern eine andere Erkrankung die Todesursache war oder sich das nicht sicher sagen lässt. Die geschätzten 25.000 Grippetoten hingegen sollen tatsächlich infolge der Influenzaerkrankung verstorben sein. Also alles nur eine Schätzung?
Aber vielleicht sollten wir uns bald mal klar machen, dass bald niemand mehr da ist, der Schwerstkranke auf den Intensivstationen betreut, wenn sich nicht bald mal die Rahmenbedingungen verbessern. ,,Ja, in der Tat, Intensivpflege ist ein anspruchsvoller Job“, erklärt Tine. ,, Einer der 5 Jahre Ausbildung beinhaltet und nicht von jedem x-Beliebigen einfach übernommen und ausgeführt werden kann. Das sollte man mal den Politiker klar machen“.
,,Es ist kaum noch jemand bereit, unter diesen seit Jahren unmöglichen Bedingungen zu arbeiten. Viele Kollegen haben hunderte Überstunden, werden ständig aus dem dringend benötigten ,,Frei“ gerufen, müssen eine zu große Anzahl an Patienten in einer Schicht betreuen, obwohl dies zum Nachteil des Patienten führt, oft auch richtig gefährlich ist und auf Lasten der eigenen Gesundheit geht“.
Ja davon hab ich schon gelesen, erwidere ich. Es gibt genug Studien die belegen, wie gefährlich es für Patienten werden kann, wenn zu wenig Personal in einer Schicht vorhanden ist.
Also auch nichts Neues.
Außer die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsaufkommen in einer Schicht durch Bürokratie und Dokumentation noch zu verschärfen, wie auch die Altenheime klagen, ist der Politik nichts eingefallen. Tine hatte 2020 über 300 Überstunden.
Das Problem ist, das Gesundheitssysteme wie in den Krankenhäuser, zu Gewinnunternehmen umgewandelt werden. Erst recht wenn dies von Politik gewollt und gefördert wird. Und ebenso wird von Politik gewollt und gefördert, dass eine Vielzahl an kleinen Krankenhäuser geschlossen werden, so dass es nur noch wenige Standorte mit so genannten Krankenzentren gibt. Sicherlich ist die Geschichte viel komplizierter, aber das ist Realität.
l
Wie sich dadurch die Versorgung der Bevölkerung vor allem in den ländlichen Gegenden verändert, kann sich jetzt jeder selbst ausrechnen. Zumal dadurch auch viele Betten einfach wegfallen.
,,Trotz Pandemie, macht die Politik munter weiter diesen Plan umzusetzen was 2020 eindeutig beweist. Auch macht die Politik keinerlei Anstalten um dem noch vorhandenen Personal die Rahmenbedingungen zu verbessern, so dass auf absehbarer Zeit wohl noch mehr Betten wegen Personalmangel geschlossen werden.
Das ist der wahre Grund für die Bettennot auf den Intensivstationen in Deutschland- und nicht Corona“, meint Tine zum Schluss.
Vielen Dank für dein Statement, liebe Tine
I.Möller
Ich hab auch der Pflege den Rücken gekehrt.
Ich habe noch Ziele im Leben und ich hab mich hinterfragt, ob ich in 30 Jahren noch fit genug bin, um zu leben.
Zudem hat mich auch mein schlechtes Gewissen geplagt, nicht allen Patienten gerecht zu werden.
Aber zu Hause war ich nur noch angespannt, da man als Krankenschester und Mutter von 2 Kindern eigentlich „nie“ frei hat.
Der Wunsch, wieder ein harmonisches Familienleben zu haben war größer, als der Wunsch nach meinem Traumberuf
Ja richtig. Auch in unserer Gegend sind im Umkreis von 50 km drei Krankenhäuser geschlossen worden und nun wundert man sich das eine Patienten schwämme auf die Stadt Krankenhäuser zu rollt. Unsere Regierung ist doch gar nicht interessiert am wohl ergehen der Menschen. Es zählt nur der provit.
Viele Grüße von einer examinierten Krankenschwester/ Chirurgie. Ich habe meinen einstigen Traumberuf an den Nagel gehangen. Meine Kinder/ Familie waren mir wichtiger als diese Knochenmühle. Manchmal befällt mich Sehnsucht……oben beschriebene Situation zeigt mir jedoch – ich habe richtig entschieden.