BERUFSPOLITIK

Akademie für Gesundheit – unsere Berufspolitik

 

Zahlreiche berufspolitische Themen werden von den verschiedenen Berufsverbänden der Profession Pflege seit vielen Jahrzehnten aufgegriffen und ehrenamtlich in diversen politischen Gremien vertreten. In den letzten Jahren standen die Corona-Krise und der stark zunehmende Mangel an Pflegefachpersonal im Vordergrund. Andere Themen sind z. B. das Pflegeberufegesetz, das die generalistische Ausbildung und auch das primärqualifizierende Studium beinhaltet.

Berufsverbände sind überwiegend ehrenamtlich tätig und finanzieren sich durch die Mitgliedsbeiträge ihrer Mitglieder. Die wenigsten Bürger und Bürgerinnen wissen, dass diese Berufsverbände eine Vertretung der beruflich Pflegenden darstellen. Das bedeutet, dass die Mitgliedschaft nur möglich ist, wenn man selbst Pflegefachkraft ist, also mindestens eine dreijährige Pflegeausbildung oder eine EU-weite anerkannte Ausbildung im Bereich des Nursing Practice absolviert hat.

Sehr oft wird die Frage gestellt, wie gut uns ein Berufsverband denn tatsächlich politisch vertreten kann. Diese Frage wird sehr oft auch dem Deutschen Pflegerat gestellt, der heute 16 Berufsverbände und 2 Förderverbände unter sich vereint. Grundsätzlich fehlt nämlich eine starke Lobby für die beruflich Pflegenden, denn auch der von seinen Mitgliedsverbänden gewählte Vorstand des Deutschen Pflegerates arbeitet ehrenamtlich. Aber warum müssen diese berufspolitischen Verbände überhaupt ehrenamtlich arbeiten? Gibt es keine Alternative dazu, z. B. Selbstverwaltungsakteure, die sich auf Landes- und auf Bundesebene mit Politikern über Gesundheit und Pflege auseinandersetzen und ihnen Änderungen zu bestehenden Gesetzen vorschlagen oder zu Gesetzesvorhaben fachliche Stellungnahmen abgeben können? Leider bisher noch nicht.
Es gibt keine derartige Struktur, sodass die Berufsverbände auf sich allein gestellt sind und tatsächlich eine sehr wichtige Arbeit im deutschen Gesundheitssystem für die beruflich Pflegenden leisten müssen. Neben der Pflegeausbildung in all ihren Facetten sind für den Pflegeberuf seine Entwicklung als Profession von großer Bedeutung. Alle Pflegenden können sich eine starke politische Vertretung nur wünschen, damit ihre standes- und berufsrechtlichen Interessen gegenüber den anderen Akteuren im Gesundheitswesen auch wahrgenommen werden. Denn außer den Politikern agieren noch Ärzte, Krankenkassen, Krankenhäuser, Einrichtungsträger, Apotheker, Pharmakonzerne usw. im Gesundheitswesen und alle wollen ihre jeweiligen Interessen vertreten, was oft zu kontroversen Positionen und Auseinandersetzungen führt. Warum ist die Stellung des Pflegeberufes in Deutschland geringer als im Ausland? Wo liegen die Unterschiede? Welche Perspektiven hat die Pflege in Deutschland? Was könnte und sollte für die Profession Pflege geändert werden? Diese Fragen, aber auch andere Fragen zur Berufspolitik kann Annemarie Fajardo, Altenpflegerin, Diplom Pflegewirtin (FH) und seit letztem Jahr auch gewählte Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerates, beantworten.